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Was ist Male Empowerment?

Autor
Christian Leibrandt

Veröffentlicht
Januar 2025

Lesezeit
3 Minuten

Zusammenfassung:

Male Empowerment adressiert eine oft übersehene Herausforderung: Während Frauen in den letzten Jahrzehnten durch die Emanzipationsbewegung ihre Rollen neu definieren konnten, wurden Männer in diesem Prozess weitgehend vergessen. Sie stehen vor dem Verlust traditioneller Rollenbilder, erfahren wenig gesellschaftliche Unterstützung bei der Gestaltung neuer Identitäten und sehen sich mit Tabus wie Depression, Suizid oder Obdachlosigkeit konfrontiert. Male Empowerment zielt darauf ab, Männer in ihrer persönlichen Entwicklung zu stärken, sie bei der Gestaltung sinnstiftender Lebensziele zu unterstützen und ihnen Wertschätzung unabhängig von Leistung entgegenzubringen. Es fördert Vielfalt, sei es in der Akzeptanz unkonventioneller Lebensmodelle oder in der Stärkung aktiver Vaterschaft, und macht die gesellschaftlichen Herausforderungen, die Männer betreffen, sichtbar. Male Empowerment ist kein Gegenpol zu Female Empowerment, sondern ein ergänzender Ansatz, der Männern Raum gibt, ihre Rollen selbstbestimmt zu gestalten und so zu einer kooperativen und gleichberechtigten Gesellschaft beizutragen.

In der westlichen Welt stehen Frauen alle Türen offen: von der Konzernkarriere bis zur Bundeskanzlerin. Seit der Frauenrechtsbewegung im 20. Jahrhundert kämpfen Frauen zu Recht um ihren Platz in der Öffentlichkeit und um das Recht, ihr Leben so zu leben, wie sie es wollen. Natürlich stoßen sie dabei immer noch auf viele Herausforderungen und Vorurteile, gegen die sie sich durchsetzen müssen. Und seien wir ehrlich: Einer kompetenten Frau eine Position zu verweigern, nur weil sie eine Frau ist, ist wirklich dumm.

Was aber auch dumm ist:

den Mann in der Emanzipationsbewegung zu vergessen.

Aufbruch der Kooperation: die Frauen blühen auf, die männer schauen vom Zaun zu

Ich stelle einmal die verrückte These auf, dass viele Männer nicht mit Elan, Power und Enthusiasmus die Gleichstellung der Frauen vorantreiben. Viele Stimmen in der Gesellschaft werfen ihnen deshalb vor, sie hätten Angst um ihre soziale Stellung und um ihre Macht über die Frauen. Und für diejenigen, die das Verhältnis zwischen Mann und Frau als Machtkampf verstehen und den Mann als ewigen Unterdrücker der Frau sehen, macht diese Erklärung durchaus Sinn. Wenn man jedoch über das Schwarz-Weiß-Denken hinausgeht und die Beziehung zwischen Mann und Frau als etwas Komplexes betrachtet, kommt man zu einer anderen Erklärung.

Mit der Emanzipation der Frau haben die Männer ihren Kooperationspartner verloren. Vor der Emanzipation gab es klare Rollen mit abgegrenzten Sphären und Verantwortlichkeiten: der Mann im öffentlichen Raum, der die Familie mit Ressourcen versorgte und beschützte, und die Frau im privaten Raum, die sich um die Familie und den Haushalt kümmerte. Natürlich war diese Art der Zusammenarbeit nicht perfekt und hatte natürlich auch Nachteile. Aber diese Aufteilung sicherte das Überleben der Menschen in einer unsicheren Welt. Die Emanzipation der Frau hat dazu geführt, dass die Kooperation aufgelöst wurde und Frauen keinen Mann mehr brauchen, um für sich und die Kinder zu sorgen. Das Aufbrechen der Kooperation ist eine Folge unserer Wohlstandsgesellschaft, und Frauen sollten zu Recht nicht daran gehindert werden, sich in der Öffentlichkeit zu behaupten.

Während die Gesellschaft den Frauen fleißig hilft, ihre neuen Möglichkeiten zu leben, ignoriert sie fleißig die Männer, die sich nun allein in der Gesellschaft behaupten müssen.

Neue Rolle für den Mann

Wenn es um Männer und ihre Rolle geht, argumentieren viele Feministinnen, dass Männer sich mehr ins Private zurückziehen und die alten Aufgaben der Frauen übernehmen sollten. Sie sollen aktive Väter werden, die sich um Kinder und Haushalt kümmern. Und jeder Mann, der das will und eine Partnerin hat, die ihn dabei unterstützt, soll das auch tun. Männer, die diese neue Rolle übernehmen wollen, stoßen jedoch sowohl in der Gesellschaft als auch in den Unternehmen immer noch auf Vorurteile, die es ihnen erschweren, diese neue Rolle zu leben. Daher ist es vor allem in den Unternehmen wichtig, die Interessen der Väter zu thematisieren und Teilzeitarbeit für Männer nicht zu stigmatisieren.

Aber nicht jeder Mann hat Kinder, eine Partnerin oder möchte trotz Familie eine aktivere Rolle in der Erziehung übernehmen. Wir dürfen nicht vergessen, dass es auch einen großen Anteil von Männern gibt, die keine Kinder haben, um in eine Vaterrolle hineinzuwachsen. Aber auch kinderlose Männer oder Singles sind von der Emanzipation betroffen, auch ihre Rolle und ihre Männlichkeit werden in Frage gestellt, und so ist die Vaterrolle oder der Rückzug ins Private für sie keine Alternative. Anstatt die Männer in die Emanzipationsbewegung zu integrieren und sie dabei zu unterstützen, eine für sie passende Rolle in der Partnerschaft mit Frauen zu finden, verurteilt die Gesellschaft sie als problematisch, destruktiv und toxisch. So kann man sich der gesellschaftlichen Verantwortung entziehen und den Männern die Schuld für ihre „fragile“ Männlichkeit geben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir einen gesellschaftlichen Diskurs und eine Bewegung brauchen, die Väter, Kinderlose, Partnerlose und junge Männer dabei unterstützt, neue und alte Rollen für ihre Familien, die Gesellschaft, aber vor allem auch für sich selbst positiv und erfüllend zu gestalten. 

Und hierfür braucht es Male Empowerment.

Bestimmt grassieren im Internet viele Definitionen von Male Empowerment – und daher gebe ich meinen Senf dazu und beschreibe hier, was für mich Male Empowerment bedeutet und was es ausmacht.

Was ist Male Empowerment?

Das Male steht für Männer und Empowerment für Ermächtigung und Befähigung. Im Endeffekt bedeutet das, dass man Männer ermächtigen, befähigen und bestärken will.

Genauso wie man Frauen nicht vorschreiben sollte, wie sie zu leben haben und welche Rolle sie in der Gesellschaft spielen sollen, sollte man dies auch Männern nicht vorschreiben. Man kann Männern Angebote machen, wie sie sich einbringen können, aber man sollte sie nicht ideologisch in eine Richtung drängen oder umerziehen. Wichtig ist nur, dass die Rollenentwicklung in einem demokratischen, humanistischen und konstruktiven Rahmen stattfindet.

Male Empowerment darf dabei kein Männlichkeitsbild der Extreme propagieren. Seien es die Sozialwissenschaften und das linke politische Lager, die das Bild des gesellschaftlichen Tyrannen zeichnen, oder das rechte Lager, das das Männerbild des Dritten Reiches als Idealbild ansieht. Männlichkeit ist also kein Feindbild oder eine Zeitmaschine in dunkle Zeiten, sondern eine wichtige und vitale Ressource für die Gesellschaft.

Konkret heißt es:

  • Wir müssen Männer stärken ihren Weg zu gehen, unabhängig von alten oder neuen Rollenbildern. Es geht hier um ihre eigene persönliche Entwicklung und die Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft. Die Gesellschaft soll ihnen nicht vorschreiben, wie sie sich nun zu verhalten und zu leben haben, aber sie soll sie in ihrer emanzipatorischen Bewegung mit Empathie, Menschlichkeit und konkreten Angeboten unterstützen.
  • Es muss Männern erleichtert werden, Vater zu sein. Leider haben Männer nicht das Privileg, schwanger zu werden und die besondere Bindung zwischen Mutter und Kind zu erleben. Hier sollten wir sie unterstützen, eine aktivere Rolle einnehmen zu können – und dies auch zuzulassen. Für Mütter heißt das auch, Kontrolle abgeben zu lernen. Für Unternehmen bedeutet es, Männern vorurteilsfrei Elternzeit und Teilzeit zu ermöglichen. Denn Vaterschaft ist eine Wandlung, von der viele Männer profitieren.
  • Male Empowerment ist auch dazu da, Probleme von Männern in der Gesellschaft zu thematisieren, die auch von der Politik angegangen werden müssen. Ich denke hier z.B. an die hohe Suizidrate (72% der Suizide sind Männer), die unsichtbare Depression, Obdachlosigkeit, Drogenabhängigkeit und Opfer von (häuslicher) Gewalt. Als Gesellschaft haben wir keinerlei Bewusstsein und Empathie für diese Probleme, weshalb sie auch nicht auf der politischen Agenda stehen. Male Empowerment bedeutet, sich mit der Verletzlichkeit und Schwäche von Männern auseinanderzusetzen und Lösungen zu finden.
  • Deshalb müssen wir auch lernen, den Männern unbedingt mehr Empathie und auch Mitgefühl entgegenzubringen. Wir müssen ihnen signalisieren, dass sie wertvoll sind – unabhängig von ihrer Leistung oder Funktion. Viele Männer und Frauen erkennen den Wert eines Mannes erst, wenn er Leistung bringt und funktioniert. Wir müssen hier den Druck nehmen und den Jungen und Männern sagen, dass wir sie schätzen und dass sie wertvoll sind für die Familie und die Gesellschaft.
  • Wir müssen sie unterstützen und ermutigen, sich sinnvolle Lebensziele zu setzen. Jeder Mensch braucht einen Sinn in seinem Leben – und vor allem Männer brauchen ein Ziel, eine Aufgabe, die ihr Leben lebenswert macht. Wir müssen sie ermutigen, Dinge aufzubauen und nicht durch unsere Gleichgültigkeit und Ignoranz zu zerstören. Früher haben die Menschen Zivilisationen aufgebaut, erhalten und geschützt. Das geschieht bis zu einem gewissen Grad auch heute noch, aber die Heldengeschichten sind verloren gegangen. Hier müssen wir neue gesellschaftliche Narrative schaffen, die es vor allem jungen Männern ermöglichen, eine Aufgabe zu finden und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.
  • Male Empowerment bedeutet auch, jeden Mann so zu akzeptieren, wie er ist. Sei es ein schwuler Mann, der sich gerne schminkt, oder ein gläubiger Mann, der als Alleinverdiener seine Familie ernährt. Jede Form, sich als Mann auszuleben, ist legitim und dafür braucht es Toleranz – von allen Seiten.
  • Damit das Empowerment von Männern ein wesentlicher Bestandteil der gesellschaftlichen Debatte wird, dürfen Männer und Männlichkeit nicht länger als Gegenspieler der Gleichstellung angesehen werden. Es ist wichtig, eine Vielfalt von männlichen Stimmen zu Wort kommen zu lassen, um alle Männer anzusprechen – und nicht nur diejenigen, die einem bestimmten Bild oder einer bestimmten Ideologie entsprechen. Wenn Männer als gleichberechtigter Teil von Gleichstellung und Emanzipation gesehen werden, werden sie auch mehr Lust auf Gleichstellung haben und wir können den „Machtkampf“, der gerne propagiert wird, beiseitelegen.
  • Mit Male Empowerment senden wir den Männern einfach das Signal, dass wir sie nicht vergessen haben und dass sie einen wichtigen Beitrag zum Funktionieren der Gesellschaft und zu einem positiven Umfeld leisten.

 

Es ist mir wichtig zu betonen, dass Male Empowerment keine Idee oder Bewegung ist, die sich die Frage stellt, wie Männer das Leben von Frauen besser oder einfacher machen können. Es geht um die Frage, wie die Gesellschaft Männer dabei unterstützen kann, ihr Leben positiv zu gestalten und sinnvoll auszufüllen – mit der Folge, dass auch Frauen davon profitieren.

Male Empowerment ist also ein gleichberechtigter und ergänzender Teil von Female Empowerment und der Gleichstellung.

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