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Männer sind unsichtbar depressiv

Autor
Christian Leibrandt

Veröffentlicht
Dezember 2024

Lesezeit
4 Minuten

 

Zusammenfassung:

Depressionen stellen in Deutschland eine Volkskrankheit dar, von der etwa 9,5 Millionen Menschen betroffen sind – mit steigender Tendenz. Insbesondere Unternehmen stehen vor erheblichen Herausforderungen, da fast die Hälfte der Belegschaft entweder direkt oder indirekt mit dem Thema konfrontiert ist. Neben individuellen Auswirkungen auf Betroffene beeinträchtigen Depressionen auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erheblich, mit Kosten von bis zu 42 Milliarden Euro jährlich.

Während Depressionen häufig als „Frauenkrankheit“ betrachtet werden, zeigen Untersuchungen, dass Depressionen bei Männern oft unentdeckt bleiben, da sich ihre Symptome anders äußern und oft als typisch männliches Verhalten interpretiert werden. Diese Symptome reichen von Gereiztheit über Wutausbrüche bis hin zu riskantem Verhalten oder Überfokussierung auf die Arbeit. Die Folge: Eine hohe Dunkelziffer bei männlicher Depression und eine unzureichende Unterstützung in Unternehmen.

Unternehmen können durch Sensibilisierung und die Förderung einer positiven Kultur einen entscheidenden Beitrag leisten. Mein Ansatz – einschließlich des People-Trainings und maßgeschneiderter Lösungen – hilft Organisationen, eine männerfreundliche Haltung zu entwickeln, um die psychische Gesundheit aller Mitarbeiter gezielt zu fördern und gleichzeitig langfristige wirtschaftliche Vorteile zu erzielen.

Was gibt es mehr als Einwohner in Niedersachen?

Nein, es sind keine Schafe, sondern Menschen, die an einer Depression erkrankt sind. Das sind allein in Deutschland etwa 9,5 Millionen Menschen Natürlich sind viele dieser Menschen auch berufstätig. Ein Blick in die Unternehmen in Deutschland zeigt, dass bei 20% der Belegschaft schon einmal eine Depression diagnostiziert wurde und ebenfalls fast 20% den Verdacht haben, an einer Depression erkrankt zu sein (ohne Diagnose). Man kann also sagen, dass potenziell fast die Hälfte der Belegschaft mit dem Thema Depression konfrontiert war – oder sein wird.

Man kann also nicht ohne Grund von einer Volkskrankheit sprechen.

An einer Depression zu erkranken, ist nicht nur eine Herausforderung für den Betroffenen und seine Angehörigen, sondern auch für Unternehmen und die Volkswirtschaft. Nach einer Berechnung der AOK aus dem Jahr 2022 verursachten Depressionen 53,8 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage und Produktionsausfallkosten in Höhe von rund 7 Milliarden Euro. Diese Berechnungen beziehen sich nur auf Depressionen – beziehen wir alle psychischen Erkrankungen mit ein, steigen die Kosten für die Wirtschaft auf bis zu  42 Milliarden Euro pro Jahr!

Für ein Unternehmen ergeben sich detaillierter betrachtet folgende Herausforderungen, wenn ihre Mitarbeiter an einer Depression leiden:

 

  • Konzentration und Motivation sinken
  • Die Qualität der Arbeit nimmt ab
  • Die körperliche Gesundheit leidet
  • Sinkende Arbeitsmoral und Loyalität
  • Schlechte Kommunikation mit den Kollegen

 

Leider gibt es keine offiziellen Zahlen, die darauf hindeuten, dass sich der Trend umkehrt und weniger Menschen an Depressionen erkranken. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Zahlen weiter steigen werden und damit auch die Kosten für Gesellschaft und Unternehmen.

Depression – eine Frage des Geschlechts?

Ist ein Geschlecht besonders anfällig für Depressionen? Glaubt man dem Tenor in der Gesellschaft und auch in weiten Teilen der Wissenschaft, so gilt die Depression im Allgemeinen als Frauenkrankheit.

Die Zahlen zu Depressionen zeigen, dass Frauen ein doppelt so hohes Risiko haben, im Laufe ihres Lebens an einer Depression zu erkranken. Betrachtet man die Zahlen im Einzelnen, so liegt die Wahrscheinlichkeit, als Frau im Laufe des Lebens an einer Depression zu erkranken, zwischen 4 und 21 %, bei Männern zwischen 2 und 13 %.

Sind Depressionen also zu vernachlässigen bei Männern?

Die schnelle und klare Antwort: Nein!

Da 73% der Männer durch Suizid sterben, ist das Thema Depression bei Männern nicht zu unterschätzen und bedarf besonderer Aufmerksamkeit.

Viele Menschen, die meines Erachtens wenig Empathie für Männer aufbringen, erklären die hohe Rate damit, dass Männer einfach stärker und brutaler in ihren Methoden seien oder dass Männer aufgrund ihrer (toxischen) Männlichkeit letztlich selbst schuld seien, wenn sie keine Hilfe suchen. Diese Erklärungen sind einerseits ignorant und beschämend für die Opfer, andererseits bieten sie keine Lösungen, um den Männern zu helfen.

Das Einzige, was vielen einfällt, sind Sprüche wie: Weinen und Schwäche zeigen ist ok (was nicht hilft, wenn die Gesellschaft wenig Empathie für Männer empfindet und nicht klug mit männlicher Verletzlichkeit umgehen kann). Letztlich wird damit versucht, eine kritische Auseinandersetzung mit den Strukturen, der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem zu vermeiden. 

 

Wir sehen Depressionen bei Männern nicht

Viel eher lässt sich die hohe Rate damit erklären, dass sich Depressionen bei Männern anders äußern und daher nicht gesehen oder falsch diagnostiziert werden. Diese Erkenntnis findet sich auch zunehmend in der wissenschaftlichen Literatur wieder und es werden mehr Studien durchgeführt, die sich mit den Symptomen der männlichen Depression beschäftigen und damit die Diagnose erleichtern. In einer Studie wurde eine Skala für männliche Symptome verwendet und das Ergebnis war, dass die geschlechtssensible Skala dazu führte, dass die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer Depression zu erkranken, bei Frauen und Männern gleich war.

Wenn wir nun bedenken, dass Depressionen bei Männern oft übersehen, nicht oder falsch diagnostiziert werden und dass Männer generell seltener wegen ihrer psychischen Gesundheit zum Arzt gehen, müssen wir leider stark davon ausgehen, dass wir es mit einer hohen Dunkelziffer von Männern zu tun haben, die mit ihrer Depression im Verborgenen kämpfen. Das bedeutet auch, dass die Zahl der an Depression erkrankten Menschen deutlich über den oben genannten 9,6 Millionen liegen dürfte.

Das Bewusstsein für männliche Depression breitet sich langsam unter Fachleuten aus, ist aber noch nicht in der Gesellschaft und den Unternehmen angekommen. Das Wissen um männerspezifische Symptome kann Unternehmen jedoch helfen, maßgeschneiderte Programme auszuwählen und anzubieten und die Menschen in ihrer Organisation zu sensibilisieren. Die Mitarbeiter sind auch besser in der Lage, das Verhalten ihrer Kollegen zu verstehen und ein unterstützendes Umfeld zu schaffen.

Wie äußert sich eine Depression bei Männern?

Neben den klassischen Symptomen wie Rückzug, Traurigkeit und Niedergeschlagenheit können vor allem Männer diese Symptome bzw. Verhaltensweisen zeigen:

  • Psychische Überbelastung und Anspannung
  • Gereiztheit
  • Wutausbrüche oder aggressives Verhalten (Sachen zerstören, Menschen angreifen, Kontrollverlust)
  • Nervosität
  • Alkohol – und Drogenmissbrauch
  • Hyperaktivität
  • Überfokussierung auf die Arbeit
  • Übermäßiger Sport
  • Riskantes Verhalten


Männerspezifische Depressionssymptome zeigen vor allem, dass Männer dazu neigen, ihre Depression zu externalisieren. Das bedeutet, dass sie ihre Depression nicht nach innen, sondern nach außen tragen. Mit dem großen Nachteil, dass die Umwelt die Auswirkungen der Depression zwar mitbekommt, dies aber nicht als Depression, sondern als „typisch“ männliches Verhalten bewertet.

Meine Bitte an dich: Stürze dich nicht auf einen Kollegen und attestiere ihm eine Depression, weil er in einer Besprechung die Nerven verloren hat oder Überstunden macht. Die Diagnose obliegt selbstverständlich einem ausgebildeten Arzt oder Therapeuten.

Was können Unternehmen tun?

Natürlich ist es nicht Aufgabe eines Unternehmens, seine Mitarbeiter zu therapieren. Wichtige Schritte sind jedoch, die Mitarbeiter für das Thema zu sensibilisieren, eine Kultur zu leben, die die psychische Gesundheit von Männern und Frauen gezielt fördert und auf Angebote hinzuweisen bzw. diese zu schaffen.

Bevor ich es vergesse: Die Sensibilisierung sollte sich nicht nur auf die Führungskräfte beschränken, sondern auf die gesamte Belegschaft, in erster Linie auf die Männer selbst. Denn viele Männer wissen nicht, wie sich eine Depression bei ihnen äußern kann. Hier gilt es, besonders sensibel vorzugehen und auf eine männerfreundliche Sprache zu achten.

Du fragst dich vielleicht, wie Sensibilisierung, eine positive Kultur und eine männerfreundliche Sprache aussehen können?

Das sind gute Fragen, bei deren Beantwortung ich dich und dein Unternehmen gerne unterstütze. Ein erster Schritt kann mein People-Training sein, das den Grundstein für eine männerfreundliche Haltung legt und die Basis für jede männerfreundliche Gestaltung von Strategien, Strukturen und Kultur bildet. Selbstverständlich unterstütze ich dich auch in Einzelfällen und biete dir maßgeschneiderte Lösungen an.

Melde dich telefonisch bei mir oder per E-Mail an: christian.leibrandt@kerlgedanke.de

 

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